Gesunder Zuckerersatz Nr. 6 – Palmzucker
Palmzucker wird in den Tropen, hauptsächlich in Indien, schon sehr lange verwendet. Er wird – wie der Kokosblütenzucker – aus dem Blütennektar bestimmter Palmen – den Zuckerpalmen – gewonnen. Sein Geschmack erinnert ähnlich wie der Kokosblütenzucker an Karamell und passt daher zu sehr vielen Rezepturen. Sein glykämischer Index ist mit 40 für ein Süssungsmittel ebenfalls sehr niedrig angesiedelt. Und genau wie beim Kokosblütenzucker ist auch hier der Fructosegehalt mit 3,1 Gramm pro 100 Gramm sehr gering. Palmzucker soll überdies sehr interessante Nährwerte haben – wobei diese teilweise mit Vorsicht zu geniessen sind. Selbst in wissenschaftlichen Abhandlungen findet man ganz unterschiedliche Werte. So sollen beispielsweise laut einer Studie, die 2013 im Indian Journal of Traditional Knowledge veröffentlicht wurde, pro Gramm Palmzucker 2,5 mg Eisen enthalten sein, was einem extrem hohen und unglaubwürdigen Eisengehalt von 250 mg pro 100 g entsprechen würde. Andere Analysen zeigen Eisenwerte von 30 mg pro 100 g, was deutlich realistischer scheint und womit der Palmzucker bereits ab 1 EL pro Tag sehr gut zur Eisenversorgung beitragen könnte. Besonders spannend ist, dass so mancher Palmzucker-Hersteller in letzter Zeit damit wirbt, sein Produkt enthalte sogar verwertbares Vitamin B12 und zwar in so hohen Dosen, dass schon 1 EL Palmzucker den Tagesbedarf an Vitamin B12 zu 133 Prozent decken könne. Vitamin B12 ist nach aktuellem Wissenschaftsstand ausschliesslich in tierischen Lebensmitteln zu finden. Sollte es sich tatsächlich um ein bioverfügbares B12 handeln, wäre dies eine Sensation – insbesondere für vegan lebende Menschen, die dann auf diesem Wege – ganz ohne Pillen und dennoch rein vegan – einem B12-Mangel vorbeugen könnten. Überprüfen liess sich diese Angelegenheit zunächst nicht, da sich der Hersteller entsprechende Nachweise (die Analyse) mit 100 Pfund bezahlen lassen wollte. Schliesslich lagen uns die angeblichen Nachweise zum B12-Gehalt des Palmzuckers vor. Doch wich unsere anfängliche Begeisterung, endlich eine pflanzliche B12-Quelle gefunden zu haben, zunehmender Ernüchterung. Eine konkrete Analyse, die definitiv und mit modernsten Nachweismethoden bioverfügbares B12 im Palmzucker aufgespürt hatte, gibt es nicht. Stattdessen unternahm der Palmzuckerhändler/hersteller eigenhändig eine "Studie" mit sage und schreibe 8 Personen. Diese erhielten nun nicht etwa täglich 1 EL Palmzucker, der laut Aussage den B12-Bedarf mit 133 Prozent ja locker hätte decken können. Die Teilnehmer sollten stattdessen 450 Gramm Palmzucker essen und zwar täglich! Erfreulich war, dass sich der Blutzuckerspiegel in den 6(!) Studientagen trotz dieser Monstermengen offenbar nicht sonderlich veränderte. Gleichzeitig habe sich der B12- Serumspiegel erhöht, so der Palmzuckerhändler – und zwar bei 5 von den 8 Teilnehmern. Leider erfährt man an keiner Stelle um wie viel. Da man ausserdem längst weiss, dass der B12-Spiegel im Serum wenig zuverlässig ist, raten wir letztendlich davon ab, sich auf den Palmzucker als B12-Quelle zu verlassen. Als gesunder und pflanzlicher Zuckerersatz eignet sich der Palmzucker jedoch sehr gut.
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AutorSchreiben Sie etwas über sich. Es muss nichts ausgefallenes sein, nur ein kleiner Überblick. Archiv
August 2017
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